Nach der europäischen Arzneimittelbehörde EMA hat auch die EU-Kommission vor wenigen Tagen ihre Zustimmung für den Corona-Impfstoffs des französischen Pharmakonzerns Valneva für den EU-Markt gegeben.

Es ist der sechste Impfstoff gegen das Coronavirus in der EU – und die erste Standardzulassung. Die bisherigen Vakzine wurden aufgrund der akuten Notsituation der Pandemie zwar sehr schnell, dafür aber nur „bedingt“ zugelassen. Ihre Zulassung muss als jährlich erneuert werden, berichtet das Portal
“Pharma+Food”
.

Anders als bei den bisher zugelassenen Vakzinen handelt es sich bei Valneva um einen Totimpfstoff. Wie dieser funktioniert, welche Nebenwirkungen er hat und für wen er zugelassen ist, erfahren Sie hir.

Wie funktioniert der Impfstoff von Valneva?

„VLA2001“ ist ein Impfstoff mit inaktivierten Viren. Es handelt sich damit „um eine klassische, seit 60 bis 70 Jahren eingesetzte Impfstofftechnologie mit bewährten Verfahren und sehr hoher Sicherheit“, wie die EU-Kommission schon 2021 sagte. Die Technologie komme auch bei den meisten Grippe-Impfstoffen und vielen Impfstoffen für Kinderkrankheiten zum Einsatz. Damit sei „VLA2001“ der einzige Corona-Impfstoff auf Basis inaktivierter Viren, also der einzige „echte“ Corona-Totimpfstoff, der derzeit in Europa zugelassen ist.

Der Impfstoff besteht also

  • aus abgetöteten, nicht mehr vermehrungsfähigen Krankheitserregern
    und
  • aus zwei Wirkverstärkern
    ,
    sogenannten Adjuvanzien.

Die Adjuvanzien lösen in der Regel „eine körpereigene Alarmanlage aus und gaukeln so dem Immunsystem vor, es seien in erheblichem Maße Erreger in den Körper eingedrungen“ beschreibt das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
das Verfahren. Die Sensoren dieser Alarmanlage seien auf der Oberfläche und im Inneren verschiedener Immunzellen zu finden. Das Immunsystem reagiere auf den Alarm dann mit verstärkter Aktivität. Dadurch bilde der Körper verstärkt Antikörper gegen das Virus.

Wie gut schützt der Valneva-Imfpstoff?

Die Wirksamkeit ermittelte das Unternehmen
laut einer Mitteilung
in einer Vergleichsstudie mit dem Vektor-Vakzin von Astrazeneca. Der Impfstoff von Valneva erzielte darin
bei 95 Prozent aller Teilnehmer eine Abwehrreaktion.
Die Konzentration der Antikörper sei denen beim Astrazeneca-Impfstoff überelegen.

Ob Geimpfte durch das Valneva-Präparat genauso gut vor einer Erkrankung geschützt sind wie mit den derzeit verimpften mRNA-Vakzinen, ist laut Experten bislang aber nicht bewiesen. Das betonte zuletzt etwa Stiko-Mitglied Christian Bogdan in der
„Apotheken-Umschau“
: „Der Valneva-Impfstoff wurde mit dem Astrazeneca-Impfstoff verglichen. Die schutzvermittelnde Wirkung von dem Vektorimpfstoff Astrazeneca ist sicherlich niedriger als die von den mRNA-Impfstoffen.“ Dennoch reicht die Wirksamkeit laut den EU-Behörden aus für eine Zulassung.

Welche Nebenwirkungen sind beim Impfstoff von Valneva bekannt?

Auch die Nebenwirkungen untersuchte Valneva im Rahmen dieser Vergleichsstudie. Demnach wurde das Vakzin „gut vertragen“ und „zeigte ein statistisch signifikant besseres Verträglichkeitsprofil“ im Vergleich zum Astrazeneca-Impfstoff.

Wie Mediziner und Stiko-Experte Bogdan betont, lassen sich mit den bisherigen Daten aber keine seltenen Nebenwirkungen ausschließen: „Ungefähr 2000 Menschen haben in der Studie den Valneva-Impfstoff bekommen“, sagte er. „Ich kann auf dieser Basis keine verlässliche Aussage zu Nebenwirkungen machen, die seltener vorkommen als 1 in 100. Das ist statistisch nicht möglich.“

Wer soll den Impfstoff von Valneva bekommen?

Das Präparat ist vorerst für
Menschen von 18 bis 50 Jahren
zugelassen worden. Da es bisher zu wenig Daten zur Wirkung bei Menschen älter als 50 Jahre gebe, soll das Präparat vorerst auch nur bis zu diesem Alter zugelassen werden.

Wann wird Valneva in Deutschland verimpft?

Wann das neue Vakzin in Deutschland zum Einsatz kommt, ist bislang nicht klar. Theoretisch stehen uns aber einige Dosen zur Verfügung. Die Europäische Union schloss bereits vergangenen November einen Vertrag mit dem französischen Unternehmen und kann demnach bis zu 60 Millionen Dosen des Valneva-Vakzins kaufen.

Wirkt der Valneva-Impfstoff auch gegen Omikron?

Nach Unternehmensangaben
schützt der Valneva-Impfstoff auch vor der Omikron-Variante. Wie das Unternehmen im Januar bekannt gab, zeigten vorläufige Laborstudien, dass drei Dosen des Impfstoffkandidaten VLA2001 eine Neutralisierung der Omikron-Variante (B.1.1.529-Linie) bewirkten. 100 Prozent der getesteten Serumproben zeigten demnach neutralisierende Antikörper gegen die Delta-Variante und 87 Prozent gegen die Omikron-Variante. Unabhängige Daten zur Wirksamkeit gegen Omikron gibt es bisher aber nicht. Wie wirksam der Impfstoff gegen die Omikron-Variante des Virus ist, konnten die Experten der EMA zufolge also
noch nicht feststellen
.

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