Hannover – Die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) müssen aus Sicht von Continental sorgfältig auf ethische Fragen abgeklopft werden – damit Deutschland hier international nicht zurückfällt, dürfe es jedoch keine Blockade der Technologie geben. „Bei der Regulierung der KI müssen wir die Balance halten“, sagte Personalvorständin Ariane Reinhart in einer Gesprächsrunde zum Thema.
„Einerseits müssen unsere Grundwerte natürlich geschützt werden“, meinte sie mit Blick etwa auf den Datenschutz oder computergesteuerte Entscheidungen in Unfallsituationen. „Aber wir dürfen auch nicht im Detail überregulieren und dadurch unsere Innovationskraft ersticken.“
Der Dax-Konzern aus Hannover wendet das maschinelle Lernen vor allem bei der Entwicklung des autonomen Fahrens an. Die Leiterin der KI bei Conti, Corina Apachite, erklärte: „Die ethische Diskussion gehen wir aktiv an.“ Es sei wichtig, dass technische Entwicklung und ethische Fragestellungen simultan bearbeitet würden.
Zurzeit sind in vielen Ländern Standards und Gesetze in Arbeit, die angesichts noch stärkerer Automatisierung im Auto sowie – eines Tages – möglicherweise auch des vollautonomen Fahrens nötig werden. Während Befürworter große Potenziale für einen sicheren Straßenverkehr sehen, verweisen Skeptiker auf die Gefahren im Fall von Software-Fehlern. Reinhart sprach sich für eine nüchterne Betrachtung aus: „Wir finden, dass das Thema KI den Schrecken verlieren sollte, den es bei manchen Menschen hat. Wir müssen auch die positiven Seiten sehen.“ So sei KI etwa in der medizinischen Diagnostik oder Unfallvermeidung hilfreich.
„Die deutsche Angst in der KI ist insgesamt unbegründet“, meinte Kristian Kersting, Informatik-Professor an der TU Darmstadt. Es komme aber darauf an, die Beteiligung der Beschäftigten in den Unternehmen zu erhöhen: „Wir brauchen mehr Ansätze, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbeziehen. KI-Anwendungen haben ja auch viele Vorteile – zum Beispiel können sie durch die Übernahme von Arbeitsschritten den Zeitdruck in manchen Bereichen senken.“
Bei Continental ist die Nachfrage nach Fachpersonal für künftige Robo-Fahrzeuge groß – wie in vielen Betrieben der Autoindustrie und des Maschinenbaus. „Wir haben derzeit mehr als 1000 Experten im Unternehmen“, berichtete Reinhart. „In zwei Jahren sollen es schon 1600 werden.“ An der konzerneigenen Software-Akademie hätten inzwischen mehr als 4000 Mitarbeiter Kurse zum Thema KI absolviert.