Begründet werde dieses Eingreifen mit dem Hinweis auf einen Aggressor Putin. Doch die Reaktion Deutschlands und des Nato-Bündnisses sei gleichfalls “hochproblematisch”. Der Westen habe in den vergangenen Jahren mit an der Eskalationsspirale gedreht – mit der Gefahr eines nuklearen Winters – und er drehe daran weiter.
Waffenlieferungen sind ethisch nicht vertretbar
Als Pazifist nehme Bauz eine dritte Position ein. Er verlange von der deutschen Politik diplomatische Angebote zur Beilegung des Konflikts. Eben diesen Kampf um Verhandlungen sehe er nicht. Wenn Deutschland diesen Weg nicht bestreite, dann seien die Waffenlieferungen “politisch hochgefährlich und falsch und auch ethisch nicht zu vertreten”.
Der Krieg in der Ukraine und die deutsche Haltung sorgten unter den Menschen für eine “klassische Polarisierung in Gut und Böse”. Medien seien dabei nicht unschuldig. Es werde ja nahezu verlangt, dass man begeistert bei Waffenlieferungen mitmache. Sonst komme der Verdacht auf, man sei ein “Putinversteher”, was als Schimpfwort gebraucht werde. Er halte es für problematisch, wenn so der Diskurs abgeblockt werde. Es gebe nicht nur Ja und Nein zu Waffen, sondern auch Zwischentöne. Bauz sagt, wenn Menschen sich als Putin-Fans bezeichnen, so denke er, stimme etwas nicht. “Aber Putin zu verstehen, ist tatsächlich die Aufgabe, wenn ich mich mit ihm verständigen will.”
Pazifisten müssen neue Sicherheitslösungen finden
Gerd Bauz beschreibt es als gegenwärtige Aufgabe des Pazifismus oder der Friedensbewegung, nach neuen Sicherheitslösungen zu suchen. “Wenn wir in der Uno-Charta bereits das Verbot von Waffen und Angriffskriegen und Gewalt haben, dann kann es eigentlich nicht so sein, dass ständig aufgerüstet wird.” Der nächste Schritt müsse sein, die Prinzipien ziviler und gemeinsamer Sicherheit anzuerkennen und über Rüstungskontrollen Waffen weltweit zu reduzieren.
Gemeinsame Sicherheitsarchitektur nach Modell der Energiefrage
Als Modell beschreibt Bauz den ökologischen Wandel in der Energiefrage. In 20 Jahren würden wir auf fossile Energieformen verzichten, weil wir wüssten, dass wir mit Wasser, Wind und Luft zurechtkämen. Ähnliches sollte hinsichtlich einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur geplant werden. Diese paradoxe Chance ergebe sich aus dem Ukraine-Krieg. Wir müssten erkennen, dass wir Waffen nicht brauchen, und müssten die Souveränität von Ländern anerkennen, ihren eigenen Weg zu gehen.