Rund hundert Zivilisten auf dem Weg von Stahlwerk in Mariupol nach Saporischschja
Im belagerten Mariupol läuft nach Angaben der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) eine Evakuierungsaktion zur Rettung von im Azovstal-Werk festsitzenden ukrainischen Zivilisten. Ein entsprechender Einsatz sei im Gange und erfolge in Koordination mit den Konfliktparteien Russland und Ukraine, teilte UN-Sprecher Jens Laerke am Sonntag in Genf mit.
Ein Konvoi zur Rettung der Zivilisten war Laerke zufolge am Freitag gestartet und hatte am Samstagmorgen die von den russischen Truppen eingekesselte Hafenstadt Mariupol erreicht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Sonntag von einer „ersten Gruppe von etwa 100 Menschen“, die evakuiert worden seien. Sie würden am Montag in der Stadt Saporischschja erwartet, die von der ukrainischen Regierung kontrolliert wird. „Jetzt arbeiten wir zusammen mit den UN an der Evakuierung von weiteren Zivilisten aus der Anlage“, schrieb er auf Twitter.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es seien etwa 80 Menschen in das Dorf Besimenne zwischen Mariupol und der russischen Grenze gebracht und dort versorgt worden. Die Aktion habe auf Initiative von Kremlchef Wladimir Putin stattgefunden, hieß es in Moskau. Diejenigen, die ins von ukrainischen Truppen kontrollierte Gebiet wollten, seien Vertretern von UN und IKRK übergeben worden.
Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den Bunkeranlagen des Werks noch etwa 1000 Zivilisten eingeschlossen sein. Russland spricht von etwa 2500 Menschen, insbesondere Militärs und „ausländischen Söldnern“.
Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, am Azovstal-Werk seien eine “Waffenruhe” verhängt und ein “humanitärer Korridor” eingerichtet worden. Russischen Nachrichtenagenturen zufolge wurden am Sonntag 40 Zivilisten vom Gelände des Azovstal-Werk geholt und in von Russland kontrollierte Gebiete gebracht.